Mittwoch, 12. August 2009

Wunschgäste der Solidar-Loge: Gauweiler und Lafontaine - auf ein Bier! - Aber bitte nur als Gäste, das Abzeichen kommt wieder ab!



Geistige Koordinaten oben, geistige Koordinaten unten


Prost auf die Zeile: "Beethoven uns ganz gehöre"
(Europa dann auch so halb)
Hintergrund-Bildzitat Spiegel Online vom 12/Aug/2009


Unlängst schrieb ich, zitiere aus den Briefen ca. ein Drittel:

Sehr geehrter Herr Dr. Gauweiler! (am 15/Mai/2009)
Vor Jahren schrieben Sie zusammen mit Oskar Lafontaine in einer wöchentlichen Kolumne in der Bildzeitung. Damals hatte ich Ihnen nach München geschrieben und eine neue Hymne vorgestellt. Dieses Schreiben haben Sie wohl an Herrn Lavontaine weitergereicht, denn er erwähnte in seinem Teil der Bildkolumne ein paar Tage später eine Zeile daraus und sprach von einer neuen kulturellen und etwas patriotischen Bürger-Bewegung ....

Sehr geehrter Herr Lafontaine! (am 27/Juli/2009)
Sie erinnern sich sicher an Ihre Kolumnen in der Bild-Zeitung "Mein Herz schlägt links". In einer entdeckten Sie meine Nation-Hymne und "zitierten" eine Zeile daraus, nämlich "Goethe, Dürer, Beethoven, Kant". Meine Zeile hieß jedoch "Goethe, Dürer, Schlüter, Kant". Nachdem das Schlüter-Schloss in Berlin nun wieder aufgebaut wird, konnte ich den Namen Schlüter herausnehmen. Aber Beethoven fand darin aufgrund des Versmaßes kein Platz. - Später kamen noch 4 Strophen zur Nation-Hymne dazu. In der sechsten stehen Musiker-Namen. Heute habe ich dort Wagner heraus genommen. Für Beethoven statt Wagner fand sich eine Zeile, die mit dem Versmaß übereinstimmt. Auch der Reim stimmt. So hat Ihr "Vorschlag" von damals doch noch Gehör gefunden.

Ich hoffe doch, dass sich die beiden Aspiranten der Nation-Hymne annehmen werden, zumal sich ihre politischen Maximen deutlich dem Inhalt annähern und außerdem Herr Gregor Gysi auf seinem Wahl-Plakat den Begriff "Chancen-Gleichheit" gerne wieder aufnahm, der auch Teil der Nation-Hymne ist.

Auch in der Schweiz kursiert ein neuer Hymnen-Vorschlag, der dort auf Resonanz stößt. Zur Information gebe ich den Link mit dem Text der gegenwärtigen, offiziellen Hymne und einen Chor mit der Melodie, sodann den Link mit dem Text der vorgeschlagenen neuen Hymne mit einer anklickbaren gesanglichen Interpretation. Diese Grund-Information bitte ich aufzuklicken und kurz zu studieren. Ohne diese kleine Mühe ist mein folgender Kommentar dazu schlecht zu verstehen.

Die gegenwärtige Hymne ist der "Schweizerpsalm" zur Melodie "God Save the Queen" und wurde erst am 1. April 1981 zur offiziellen Nachtional-Hymne der Schweiz erklärt. Der deutsche Text stammt von Leonhard Widmer (1809-1867) und wurde in alle offiziellen Sprachen übersetzt, die in der Schweiz gesprochen werden.

Der Text variiert Naturerscheinungen Gottes im Anblick der Schweizer Landschaft im Morgenrot, im Abendglühn, im Wolkenmeer und wildem Sturm. Die Beschreibung von Gottes-Landschaften erinnert an Caspar David Friedrich in Deutschland. Ein Beispiel ist das Kreuz im Gebirge (Tetschener Altar), 1807/1808, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, ein Schlüsselwerk der Romantik. Friedrich musste im Streit mit dem Kammerherrn Friedrich Wilhelm von Ramdohr um sein Recht kämpfen, die Landschaft zu einem Träger christlicher Religion zu machen, mit der christlich-objektiven Ikonographie zu brechen und ein romantisches, inneres, subjektives Bild persönlicher Religiösität darzustellen. Ohne diese romantische Verklärung wäre der "Schweizerpsalm" nicht verständlich.

Die dritte Strophe des Liedes "Ziehst im Nebelflor daher, such'ich dich im Wolkenmeer" läßt sich mit einem weiteren Bild von Caspar David Friedrich verbinden, nämlich dem "Wanderer über dem Nebelmeer", 1818, 98x74 cm, Öl auf Leinwand, Kunsthalle Hamburg. Erst jetzt erschließt sich die Schweizer Hymne als kostbares Werk der Spätromantik. Jeder Schweizer, der die Berge seiner Heimat kennt, kann wie der "Wanderer" seine noch viel höheren, gewaltigeren und eindrucksvolleren Schweizer Berge in allen Tages- und Jahreszeiten, in allen Wettern vor Augen sehen.



Caspar David Friedrich, Der Wanderer über dem Nebelmeer, 1818,
98x74 cm, Öl auf Leinwand, Kunsthalle Hamburg

Geradezu sollte man die Schweizer Hymne im Anblick dieses Bildes hören, um zu verstehen, wie eindringlich und angemessen die Schweiz beschrieben wird.

Trotzdem hat der Vorschlag einer neuen Schweizer Hymne große Beachtung gefunden. In ihr wird ein politisch und gesellschaftliches Ideal einer Liebe zum Land entworfen. Die Worte "geliebtes Vaterland", "frei und glücklich zuhause", "Heimatland", "ewig Hand in Hand", "Mutterland", "stolz", "Land mit großem Herz", "hilfsbereit in Freud und Schmerz", "froh und frei", "Heimat ehren" zeichnen schöne Absichten, die geradezu unrealistisch und deshalb auch zu einem guten Teil kitschig sind. Die Strophen des "Schweizerpsalm" jedoch sind absolut realistisch. Alle Bilder können aufgesucht und erlebt werden. Die Schweizer Landschaft gibt alle beschriebenen Bilder her. Wer dann noch keine Ehrfurcht verspürt, muss wahrlich ein grober Klotz sein. Betrachter müssen nicht einmal "Romantiker" sein. Sie müssen nur die Augen aufmachen und sich noch vor der Dämmerung auf die Wanderschaft begeben.

Wo steht in diesem Spannungs-Feld zwischen den beiden Schweizer Versionen die deutsche Nation-Hymne? Sie deutet unsere Landschaft an, die Jahreszeiten von den Küsten zu den Alpen, die vielen Flüsse und Seen, die Schönheit weißer Küsten, dann jedoch, im Unterschied zur Schweizer "Hymne", folgt die deutsche Kultur-Landschaft, nämlich Universitäten, Museen, restaurierte alte Städte, Schlösser, Glockentürme und Burgen. Alles das ist real. Landschaft und Kulturlandschaft sind von architektonischen Leistungen geprägt, dahinter und darin stehen Namen, auf die Deutsche stolz sein können. Sie schufen die Grundlagen unseres Landes, unserer besseren Identiät. So wird eine Gesellschaft angeregt, die Kraft, Mut, Phantasie, Können, ethische Werte und erkennendes Lernen beinhaltet, eine Fassung, in die Juwelen neuer Jugend und nachfolgender Generationen hineinpassen.

Den beiden Bier-Trinkern im Bild ganz oben sei es vergönnt, eine eigene Interpretation zu entwerfen.


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Kleiner Nachtrag am 12/Oktober/2009

Keine Reaktion der beiden edlen Herren!



Kleiner Nachtrag am 29/August/2011

Keine Reaktion der beiden edlen Herren!

Sie wissen noch nicht, dass die Blogs des Internet-Schreibtisches vRhein offenbar an Bedeutung in der Öffentlichkeit gewinnen und nicht mehr so einfach umgangen oder ignoriert werden können. Woran liegt es? Die Ereignis-Kolumnen haben oben immer ein oder manchmal sogar zwei, maximal drei Bild-Persiflagen, Kollagen oder Satiren. Im Gegensatz zu einem Magazin wie Spiegel-Online (siehe meinen Nachtrag vom 28/August/2011) werden meine Kolumnen oft ergänzt und aktualisiert. Sie bleiben bestehen und verschwinden in keinem Archiv. Darum kommen immer mehr dieser Bilder mit zugehörigen Texten in der Google-Suche, und zwar meist ganz oben oder in den ersten Reihen, oft sind es sehr viele, weil der Such-Algorithmus auch die kleinen Bilder in der rechten Spalte erfasst. Dadurch kommt immer auch ein Teil des gesamten Spektrums in die Bilder-Such-Ergebnisse hinein.

Hinzu kommt, dass bei Google auch manuell gewichtet wird. So kommt zum Beispiel meine Grafik nach der Such-Eingabe "Hitler Völkermord" oder "Völkermord Hitler" ganz oben an erster Stelle. Die Persiflagen gefallen, das bekomme ich zu spüren. Auch die Unabhängigkeit, die oft berechtigte Respektlosigkeit (zum Beispiel angesichts arroganter Ignoranz) und offensichtlich auch die Bild- und Sprachqualität gefallen. Mir war immer klar, dass sich Qualität letztlich durchsetzt. Die enge Verflechtung von Bildern und Text, von Bildideen und stets völlig neuen originären Texten gefällt ebenfalls. In einer Zeit des Copy and Paste, des Weiterreichens von Informationen, fehlt es gerade an neuen durchdachten Texten, die Zusammenhänge herstellen. Sie liefert der Internet-Schreibtisch vRhein und erweist sich darum als Quelle. Auch als Quelle neuer und überraschender Sichtweisen oder fundamentaler absolut furchtloser Kritik. Darum werden die Blogs bereits in WIKIO News geführt.

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